Mit roter Tafel und Veranstaltung ehrt Fürstenwalde den großen Industriepionier Siegfried Hirschmann
Am vergangenen Wochenende ehrte Fürstenwalde einen großen Sohn der Stadt, den Industriepionier Siegfried Hirschmann, den Gründer der Deutschen Kabelwerke. Er hatte zu Beginn des vorigen Jahrhunderts nach der Gründung seines Unternehmens in Berlin die Produktion nach Ketschendorf (Fürstenwalde Süd) verlagert und dort eine bemerkenswerte Fabrik geschaffen. Außerdem ließ er für seine leitenden Mitarbeiter die noch heute erhaltenen Häuser in der Kabelwerksiedlung bauen, insgesamt rund 60 Häuser.
Aus Anlass des 155. Geburtstag des Firmengründers Siegfried Hirschmann war sein Enkel Tomas Hirschmann extra mit seiner Familie aus Guatemala nach Deutschland gereist. Dorthin waren seine Eltern und Großeltern in den 30er Jahren aus Nazideutschland geflüchtet.
Am Samstag, dem 15. Dezember 2018, besuchten Tomas Hirschman und Familie die Kabelwerksiedlung. Bürgermeister Matthias Rudolph begrüßte die Gäste und zeigte ihnen u. a. auch den Ratskeller. Um 17 Uhr waren geschichtlich interessierte Fürstenwalder zu einer eindruckvollen Begegnung mit Tomas Hirschmann in die Kulturfabrik eingeladen. Er zeigte u. a. die Pässe, mit denen seine Großeltern noch Anfang August 1939 Deutschland verlassen konnten.
Am Sonntag, dem 16. Dezember 2018, enthüllten Bürgermeister Matthias Rudolph sowie Tomas Hirschmann eine Tafel für den Industriepionier Siegfried Hirschmann. Landrat Rolf Lindemann sowie MdL Elisabeth Alter und Sven Heinemann MdA und zahlreiche Stadtverordnete begleiteten die Enthüllung der roten Tafel für Siegfried Hirschmann und die Kabelwerksiedlung. Ein Schüler des Oberstufenzentrum Palmnicken übergab ein Modell eines selbstgefertigten Hauses, wie es in der Kabelwerksiedlung von Firmengründer Hirschmann für seine Mitarbeiter gebaut worden war.
Was die Familie Pintsch für die Entwicklung Fürstenwalde Nords war, war für die Entwicklung Ketschendorfs bzw. Fürstenwalde - Süd die Familie Hirschmann. Die Deutschen Kabelwerke Berlin errichteten hier einen Zweigbetrieb und veränderten Ketschendorf grundlegend. Nach 1950 entwickelte sich aus den Kabelwerken das Reifenwerk und aus Ketschendorf wurde Fürstenwalde – Süd.
Aber während die Erinnerung an die Industriepioniere der Familie Pintsch trotz Enteignung nach dem zweiten Weltkrieg nie erlosch, geriet das Andenken an die Familie Hirschmann in Vergessenheit. Warum? Hirschmanns waren deutsche Juden und mussten nach der Machtergreifung der Nazis ihre Firma weit unter Wert verkaufen und flüchteten nach Guatemala. "Wir sind sehr froh, dass wir mit dem Besuch der Familie Hirschman hier in Fürstenwalde wenigsten ein bisschen dazu beitragen konnten, dass Wunden geheilt sind und die Familie Hirschmann Deutschland in Zukunft auch mit positiven Erinnerungen verbindet", so Bürgermeister Matthias Rudolph.
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