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Gemeinsamer Aufruf an die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises

Fürstenwalde/Spree, den 23.12.2020

Mit großer Sorge verfolgen wir, die Bürgermeister, Amtsdirektoren und der Landrat des Landkreises Oder-Spree die rasante Ausbreitung des Corona Virus in den zurückliegenden zwei Wochen. Im Süden Brandenburgs ist das Pandemiegeschehen außer Kontrolle geraten und die intensivmedizinische Versorgung bereits erschöpft. In den vergangenen Tagen ist es deshalb zu zahlreichen Umverlegungen von Patienten in die nördlich gelegenen Landkreise und nach Berlin gekommen. Auch im Landkreis Oder-Spree verzeichneten wir einen 7-Tage-Inzidenzwert von 435 Neuerkrankungen auf 100.000 Einwohner, gerechnet innerhalb von sieben Tagen. Das bedeutet, Woche für Woche erkranken derzeit im Landkreis Oder-Spree circa 750 Bürger neu an diesem Virus. Dieser Aufwuchs des Infektionsgeschehens bringt das Gesundheitssystem auch im Landkreis Oder-Spree an seine Grenzen. Denn zunehmend wird das ärztliche und pflegerische Personal ebenso außer Gefecht gesetzt. Deshalb hat das städtische Krankenhaus Eisenhüttenstadt bereits vor zwei Wochen einen Aufruf an Menschen mit medizinischen oder pflegerischen Grundkenntnissen gerichtet, die sich an anderer Stelle entlastend in den Krankenhausbetrieb einbringen können. Glücklicherweise war dieser Hilferuf von Erfolg gekrönt und es konnten Menschen auf diese Art und Weise als Unterstützungskräfte gewonnen werden.
Mit Blick auf diese ernsthafte Bedrohung hat der Landrat am zurückliegenden Wochenende die Feststellung eines Großschadensereignisses verfügt. Das bedeutet nichts anders, als dass wir hinsichtlich der Gewährleistung einer funktionierenden intensivmedizinischen Versorgung den Katastrophenfall feststellen mussten. Weiteres Abwarten hätte, wie sich dann am Sonntagabend in einem Alten- und Pflegeheim in Woltersdorf gezeigt hat, zudem die Versorgung der alten Menschen in dieser Einrichtung gefährdet.
Diese Entwicklung war nicht unvorhersehbar und stellt auch keine schicksalhafte Fügung dar. Die Wissenschaft und diejenigen, die in der Politik Verantwortung tragen, haben uns immer wieder auf diese Gefahr hingewiesen.
Wir wissen, dass sich dieses Virus ausschließlich über menschliche Kontakte verbreitet. Das bedeutet, jeder Kontakt – gleich ob er notwendig ist oder nicht – trägt ein unabschätzbares Infektionsrisiko in sich. Insofern stellt die konsequente Kontaktreduzierung, dass einzige wirksame Instrument dar, um die Pandemie einzudämmen. – Wir müssen jetzt Zeit gewinnen bis uns im Frühjahr flächendeckend ein Impfstoff zur Verfügung steht.
Ärzte im Landkreis Oder-Spree mahnen uns dringend, die Möglichkeiten, die uns die jetzige Eindämmungsverordnung gerade über Weihnachten einräumt, nicht auszuschöpfen. Sie befürchten, dass wir das Gleiche durchmachen werden, was auch den Amerikanern nach ihrem Thanks Giving-Fest widerfahren ist. Ein sprunghaftes Ansteigen der Infektionszahlen.
Beherzigen Sie dies bitte auch wenn sie „nur“ mit der Familie die Weihnachtsfeiertage verbringen. Ein weihnachtlicher Wanderzirkus, bei der sich die erweiterte Familie in immer neuen Konstellationen trifft, würde verheerende Folgen haben.
Offensichtlich haben wir es nicht vermocht, 78 Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Oder-Spree ausreichend vor dem Virus zu schützen. Dies macht uns sehr betroffen und mahnt dazu, uns noch vorsichtiger zu verhalten. Auch diejenigen, die die Gefährlichkeit des Corona Virus verharmlosen oder gar leugnen, sollten sich bewusstmachen, dass sie auch bei anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen wie einem Herzinfarkt, einem Schlaganfall oder einer schweren Unfallverletzung auf ein funktionierendes Gesundheitssystem angewiesen sind. Jeder sollte bedenken, dass ihm die zeitnahe lebensrettende Behandlung versagt bleiben könnte, wenn in einem solche Falle alle Intensivbetten belegt oder das benötigte ärztliche und pflegerische Personal nicht mehr zur Verfügung steht.
Das alles sind keine Hirngespinste – im Gegenteil: Nicht weit von uns ist es bereits bittere Realität. Wir appellieren deshalb an unser aller Vernunft und Selbstdisziplin, damit wir unserer gemeinsamen Verantwortung, gegenüber unseren Mitmenschen und unserer Gemeinschaft gerecht werden. Diejenigen die Sie in eine besondere Verantwortung gewählt haben und die diese als besondere Verpflichtung Ihnen allen gegenüber empfinden, halten es für angebracht Sie in schonungsloser Klarheit über diese Zusammenhänge aufzuklären.


Ihr Landrat Rolf Lindemann (Landkreis Oder-Spree)


und:
Bürgermeister Frank Steffen (Stadt Beeskow)
Bürgermeister Frank Balzer (Stadt Eisenhüttenstadt)
Bürgermeister Matthias Rudolph (Stadt Fürstenwalde)
Bürgermeisterin Cornelia Schulze-Ludwig (Stadt Storkow)
Bürgermeister Henryk Pilz (Stadt Erkner)
Bürgermeister Maik Koschack (Stadt Friedland)
Bürgermeisterin Margitta Decker (Gemeinde Woltersdorf)
Bürgermeister Gerd Mai (Gemeinde Tauche)
Bürgermeister Oliver Radzio (Gemeinde Rietz-Neuendorf)
Bürgermeister Arne Christiani (Gemeinde Grünheide)
Amtierender Amtsdirektor Dirk Wesuls (Amt Brieskow-Finkenheerd)
Amtsdirektor Mario Quast (Amt Schlaubetal)
Amtsdirektor Hans-Georg Köhler (Amt Neuzelle)
Amtsdirektorin Marlen Rost (Amt Odervorland)
Amtsdirektor Hans-Joachim Schröder (Amt Spreenhagen)
Amtsdirektor Christan Riecke (Amt Scharmützelsee)

 

Bild zur Meldung: Gemeinsamer Aufruf an die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises